„Selbst wenn es nicht kaputt ist, sollte so manches erneuert werden.“
Veröffentlicht am 4. April 2024 in Sustainable Manufacturing
So macht intelligentes Energiemanagement die FMCG-Fertigung nachhaltiger
Es gibt so manchen Betriebsleiter, der die Meinung vertritt: „Was nicht kaputt ist, muss auch nicht repariert werden“. Das ist oft verständlich und in vielen Fällen auch richtig – vor allem, wenn es sich um einen Prozess geht, der lange gebraucht hat, um richtig zu funktionieren, oder um eine Linie oder Maschine, die zuverlässig läuft. Da sich Hersteller schnelllebiger Konsumgüter (FMCG) aber vermehrt Klimaneutralität auf die Fahnen schreiben, ist eine derart passive Haltung gegenüber den vielen Optionen der Fertigungsautomatisierung kontraproduktiv. Eine Verringerung der Scope-1-THG-Emissionen in der Größenordnung, die notwendig ist, um die Netto-Null-Ziele bis 2050 zu erreichen, erfordert eine strategische und umfassende Optimierung und Modifizierung bestehender Anlagen und Abläufe – sogar wenn sie scheinbar perfekt funktionieren.
Seit einigen Jahren bemühen sich immer mehr unserer Kunden, CO2-Neutralität durch intelligentes Energiemanagement zu forcieren. Im Folgenden lesen Sie einige Beispiele, wie OMRON Unternehmen auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Fertigungsabläufe unterstützt.
AMRs: Fossil-freier Warentransport und Co.
Autonome mobile Roboter, auch AMR genannt, sind die Zukunft des nachhaltigen Materialtransports in Produktionsumgebungen. Sie sind batteriebetrieben, stellen also eine fossilfreie Alternative zu Gabelstaplern für den Transport von Kisten und Paletten dar. Zudem kehren sie bei Bedarf zu ihrer Ladestation zurück. AMR sind ein dynamischer Ersatz für herkömmliche lineare Förderer und erfordern im Gegensatz zu autonom geführten Fahrzeugen (fahrerlose Transportfahrzeuge, auch FTF oder AGV), keine Änderungen an der Anlage wie Bodenmagnete oder Navigationsbaken.
Palettier-Cobots ermöglichen gemischte Paletten
Mit dem Siegeszug des E-Commerce und dem Trend zur HMLV-Fertigung (High Mix Low Volume) werden Mischpaletten immer beliebter. Die Herausforderung bei Mehrproduktpaletten besteht darin, verschiedene Muster so zu optimieren, dass der Platz beim Transport und bei der Lagerung besser genutzt wird, denn weniger Paletten bedeuten letztlich weniger CO2-Ausstoß pro Einheit. Dies ist aufgrund komplexer Programmierung aber oft nicht einfach. OMRON ist diese Herausforderung mit der Entwicklung einer neuen Cobot-Palettierlösung angegangen, die Hersteller und Verpacker unterstützt, gemischte Paletten effizienter zu beladen. Der Palettierer basiert auf der modularen Maschinensteuerung der NX1-Serie von OMRON mit einem speziellen Funktionsblock und einer in den Roboterarm integrierten intelligenten Bildverarbeitung.
Energiesparende Wechselrichter (Inverter)
Alles, was sich in einer Fertigungshalle bewegt, wird durch Energie angetrieben, sei es ein Motor, eine Pumpe, ein Antrieb, ein Ventilator oder ein Kompressor. Druckluft ist einer der schlimmsten Übeltäter in Sachen Energieverschwendung. Durch Maßnahmen wie den Einsatz kleinerer Kompressoren für einen geringeren Bedarf, den Einbau elektronischer Drehzahlregler, die Installation von Wärmerückgewinnungssystemen und die Begrenzung des Druckverlusts können Kompressoren aber energieeffizienter werden. Bei Pumpen trägt die Optimierung der Durchflussregelung und der Motorleistung zur Steigerung der Energieeffizienz bei – die Motoren sollten diesbezüglich die Anforderungen der Energieeffizienzklasse IE4 erfüllen. Auch Wechselrichter (Inverter) gewinnen an Bedeutung: Der Austausch alter Wechselrichter durch neuere kann einen großen Unterschied für die Energieeffizienz von Anlagen bedeuten. Wechselrichter, die vor 20 Jahren hergestellt wurden, funktionieren vielleicht noch, doch sie verfügen nicht über die Fähigkeit, Energie zurückzugewinnen. Die Inverter-Technologie hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt.
Intelligente Nutzungsstrategien, IoT und KI gefragt
Um ehrgeizige Klimaziele durch reduzierten Energieverbrauch zu erreichen, darf die Fertigung nicht isoliert betrachtet werden. Auch intelligente Nutzungsstrategien, die das IoT (Internet der Dinge) und KI-Modelle (Künstliche Intelligenz) zur Datenanalyse und Identifizierung von Effizienzpotenzialen nutzen, spielen eine wichtige Rolle. Zu diesem Zweck hat OMRON seinen i-BELT-Service entwickelt, der Echtzeitdaten aus der Produktionslinie in sinnvolle Lösungen zur Beseitigung von Ineffizienzen und zur Realisierung von Verbesserungen umwandelt. Das kann so einfache Schritte beinhalten wie die Anpassung der Einstellungen von Wechselrichtern. Dieser Ansatz wurde in einem Reinraumszenario demonstriert, in dem Strom ohne große Bedenken hinsichtlich der entstehenden Kosten verbraucht wurde. Durch die Nutzung von i-BELT zur Überwachung der Luft- und Betriebssituation in der Fertigung, wurde festgestellt, dass Produktion und Qualität einige Stunden nicht beeinträchtigt waren, wenn die Klimaanlage abgeschaltet war.
Ohne Sensorik keine Datenanalyse
Eine der Schwierigkeiten, auf die wir immer wieder stoßen, wenn Unternehmen uns bitten, Möglichkeiten zur Optimierung des Energieverbrauchs zu ermitteln, ist, dass sie nicht über die erforderlichen Daten verfügen. Das liegt zumeist daran, dass sie nicht wissen, wie sie Daten eigentlich erfassen sollen. Um Informationen zu sammeln, werden Sensoren benötigt, und alte Fertigungslinien sind nicht mit Sensoren ausgestattet – oder zumindest nicht mit Sensoren, die passend platziert und präzise genug für smarte Kontrollen sind. Daher ist die Ausstattung mit Sensoren Grundvoraussetzung für jede Datenmanagement-Plattform.
Umfassende Strategien gefragt
Es gibt zwar einige Fertigungsbereiche, in denen kleine Änderungen zu großen Einsparungen führen können, doch Klimaneutralität erfordert grundlegende Transformationen in anderen, komplexeren Bereichen, wie etwa bei der Erfassung und Analyse von Produktionsdaten und dem Warenverkehr in der Fertigungshalle. Innovative neue Technologien werden hierbei eine Rolle spielen, doch es ist falsch zu glauben, dass Produktionsanlagen immer neu sein müssen, um energieeffizient zu sein. Entscheider können an vielen verschiedenen Punkten ansetzen, um bestehende Produktionsstätten und -linien nachhaltiger zu machen.
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